Rheinische Post 09.03.2015 / Hassels

Solidarität: 30 Genossen essen beim Griechen Platon

Hassels. Ein Briefeschreiber, der das Lokal offenbar kennt, hatte die Griechen in Deutschland zuvor böse beschimpft. Von Ina Armbruster

Georgios Doras war zufällig gerade in Griechenland, als seine Familie ihm den Brief schickte: Eine Hasstirade gegen die griechische Regierung und die Griechen in Deutschland – gesendet an das Restaurant Platon in Hassels. Doras hatte die Idee, den Brief mit einem kurzen Kommentar auf der Facebookseite des Familienbetriebs zu veröffentlichen – und konnte nicht ahnen, welch eine Welle der Solidarität er damit auslöste. Der Brief wurde in den vergangenen Tagen tausendfach geteilt, fast im Sekundentakt kamen neue Kommentare. Auch das Telefon stand kaum noch still, so viele Medien wollten über den Fall berichten. Doras ist begeistert von der Unterstützung: „Unzählige Menschen haben uns ihr Mitgefühl gezeigt und betont, dass sie nicht so denken wie der anonyme Verfasser“, erzählt er.

Erschreckt hat ihn vor allem, dass es sich bei dem Briefschreiber scheinbar um einen Menschen aus der Nachbarschaft handelt. Die Formulierungen lassen darauf schließen, dass er oder sie bereits im Platon zu Gast war. „Wir haben so etwas noch nie erlebt. Es gab nie Differenzen zwischen der griechischen und der deutschen Kultur.“

Um ein Zeichen zu setzen, hat sich sogar Oberbürgermeister Thomas Geisel mit dem griechischen Generalkonsul im „Platon“ getroffen, gestern kamen Vertreter der SPD ins Restaurant. „Wir haben in letzter Zeit einige Solidaritätsessen veranstaltet, zum Beispiel montags in einem türkischen Restaurant am Hauptbahnhof, das wegen der Pegida-Demonstrationen unter Umsatzeinbußen leidet“, sagt Hakim El Ghazali von der SPD Wersten. Auch er hat über Facebook von dem bösen Brief erfahren und spontan ein Solidaritätsessen in Hassels organisiert. Er war auch vorher schon einige Male in dem Restaurant – gestern hatte er einen Tisch für sich und 30 weitere Parteimitglieder reserviert. Reaktionen wie diese bestätigen Georgios Doras, was er schon immer dachte: „Deutschland ist eben doch eines der offensten Länder der Welt.“

Quelle: Link zum Artikel auf RP-Online.de von Ina Armbruster