Pressespiegel:

Neue Rhein Zeitung – „In Düsseldorf gibt es Trinkwasser aus dem Auspuff“ von Philipp Rose (Text und Foto)

„Bei der E-Cross-Rallye fuhr erstmals ein Wagen mit Wasserstoff mit. Der Düsseldorfer SPD-Chef Andreas Rimkus saß am Steuer.

Dass Sonnenlicht und Wasser die wichtigsten Elemente für das Wachstum von Pflanzen sind, lernen Kinder schon in der Grundschule. Die natürlichen Ressourcen lassen sich aber auch dazu nutzen, um in Batterien und Brennstoffzellen gespeichert zu werden und Fahrzeugen Energie zu geben. So etwa bei der E-Cross Rallye NRW, die Samstag und Sonntag wieder durch Düsseldorf führte. 108 Hobbyfahrer gingen in 54 Zweier-Teams mit ihren Elektroautos an den Start, das Team mit der höchsten Punktzahl durfte aufs Siegertreppchen. Dabei zählt aber nicht zwingend die beste Zeit, sondern das Meistern zahlreicher Aufgaben, die auf einer Schnitzeljagd durch NRWs schönste Ecken auf die Teilnehmer warteten.

Vollgetankt an der Startlinie

Andreas Rimkus, Chef der Düsseldorfer Sozialdemokraten und verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, war in diesem Jahr als Botschafter der Rallye wieder mit dabei und trumpfte gleich am Anfang mit einer Neuerung auf: Die sonst eher auf Elektrofahrzeuge ausgelegte Hatz durch NRW fand Zuwachs durch ein Auto mit Wasserstoffantrieb – den Toyota Mirai. Während Boliden von Marken wie Tesla und Jaguar mit Batterien aus Lithium bereits vor der Rallye an der Steckdose hingen, stand der Mirai bereits mit Wasserstoff vollgetankt an der Startlinie an der Rheinuferpromenade.

Dort präsentierten verschiedene Autohändler ihre neuen Elektrokutschen und Interessierte konnten eine Spritztour auf dem grünen Stadtwerke-Roller Eddy machen. „Der Tankvorgang beim Wasserstoffauto dauert drei Minuten, danach schafft das Auto dann rund 500 Kilometer”, sagt Rimkus. Die muss er auch schaffen, denn in Deutschland gibt es nur 46 Wasserstofftankstellen, die spärlich verteilt sind – eine davon bei den Düsseldorfer Stadtwerken, wo auch der Mirai am Samstagmorgen bereits seinen „Durst” gestillt hat.

Wasserstoff nicht wirklich durchgesetzt

Wasserstoff hat sich im Gegensatz zum Strom als Ressource für nachhaltige Autos nicht wirklich durchgesetzt, „dabei würde sich das vor allem für Lastwagen, also schwere Fahrzeuge, die viel fahren, lohnen”, so Rimkus. Für den Durchschnittsbürger, der am Tag im Schnitt nur 40 Kilometer fahre, reiche dagegen die Elektro-Lösung. Vollkommen unverständlich sei es, warum sich das Thema nachhaltige Mobilität immer noch nicht durchgesetzt habe: „Es würde dadurch in Städten wie Düsseldorf deutlich ruhiger und sauberer werden”, sagt Rimkus, auch mit Blick auf den Düsseldorfer Luftreinhalteplan, der vergangenen Donnerstag vorgestellt wurde – und in dem von einem Diesel-Fahrverbot nicht die Rede ist. „Die Autofirmen, die über Jahre die Verbraucher mit gefälschten Dieselabgaswerten betrogen haben, müssen auch für eine Umrüstung bei ihren Autos sorgen”, so der Verkehrsexperte, der ebenfalls ein Diesel-Fahrverbot ablehnt.

Lastwagen weg von Düsseldorfer Straßen

Der Toyota auf Wasserstoff schnurrt leise über die Autobahn und macht kurz danach Halt am Baldeneysee in Essen. Saubere Diesel, Autos mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb – „dabei ist doch die Fahrt, die erst gar nicht gemacht werden muss, die umweltschonendste”, sagt Holger te Heesen, Chef von ABC-Logistik mit Sitz im Düsseldorfer Medienhafen und Beifahrer im Wasserstoffmobil. Sein Ziel ist es, Lastwagen von Düsseldorfer Straßen weg zu holen – und zwar durch „smarte Innenstadtlogistik”, so dass Brummis gar nicht erst in die Stadt fahren müssen.

Dafür hat te Heesen eigens die Marke „Incharge” gegründet: „Die Versanddienstleister wie DHL und UPS bringen ihre Ware nicht zum Händler, sondern zu uns ins Lager im Medienhafen. Wir bündeln die Pakete, kontrollieren diese und bringen sie dann alle auf einmal mit Elektrofahrzeugen zum gewünschten Zeitpunkt in die Stadt zum Händler oder direkt zum Privatkunden”, sagt te Heesen. Händler müssten dadurch nur einmal am Tag ihre Ware annehmen, ebenfalls sparen sie Zeit, da die Ware ohne Umweg direkt zum Endkunden geliefert werden kann – und das alles emissionsfrei. „Alleine für Kundenwaren fahren 10 000 Lastwagen täglich in die Stadt. 200 Laster konnten wir mit unserem Konzept bereits von den Düsseldorfer Straßen holen, 2000 sind unser Ziel”, so der Logistiker.

Neuer Abgastest

Die Fahrt im Mirai führt aus Essen zurück nach Düsseldorf: „Autohersteller müssen sich bald mit den neuen WLTP-Abgastests auseinandersetzen”, heißt es aus dem Radio. Die Prüfungen sollen realitätsnäher sein als die derzeitigen Tests und der durchschnittliche Verbrauch eines Autos, der in den vergangenen Jahren viel niedriger als in der Realität beworben wurde, könnte dann seine Werbewirksamkeit verlieren. „Die Autoindustrie weiß seit Jahren, dass dieser Wechsel bei den Abgastests kommt. Statt jetzt zu jammern hätte man in der Zeit an emissionsärmeren Autos arbeiten sollen”, so Rimkus. Dass der Verbraucher aber auch nicht von heute auf morgen auf teure Autos mit Wasserstoff- und Elektroantrieb umschwenken kann ist auch dem SPD-Verkehrsexperten klar: „Da müsste noch deutlich mehr in die Technik von Brennstoffzellen und Batterien investiert werden, etwa um die Reichweite der Wagen zu erhöhen. Für Deutschland rentiert sich das: Gerade beim Bau von Batteriefabriken können auch wieder viele neue Arbeitsplätze entstehen.”

An der Ampel am Rheinufertunnel steht ein alter BMW, als es grün wird, dringt dichter Qualm aus dem Auspuff. „Bei uns kommt zum Glück nur Trinkwasser raus”, sagt Rimkus grinsend. Gut fürs Gewissen, für die Umwelt und den Stadtlärm, aber leider noch nicht so gut fürs Portemonnaie.

>>> SO FUNKTIONIERT DIE TECHNIK IM AUTO

700 Bar Wasserstoff werden in die Brennstoffzelle im Auto gepumpt. Dort findet dann eine kalte Verbrennung statt: In einen Teil der Brennstoffzelle wird Sauerstoff gelassen. Der trifft auf den Wasserstoff, wodurch eine elektrische Spannung und Wasser entsteht. Dass Wasser wird dann etwa durch den Auspuff abgesondert. Das Auto ist dadurch komplett emissionsfrei, denn der Wasserstoff entsteht etwa mithilfe von Solarenergie.

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