von Philipp Rose. NRZ Düsseldorf. Ein großer Teil der Arbeitslosen ist langzeitarbeitslos. Durch aktive Fördermaßnahmen soll ein schneller Einstieg in den Job gesichert werden.
Wer ein Jahr oder länger als arbeitslos gemeldet ist, gilt als langzeitarbeitslos. In Düsseldorf gab es 2016 durchschnittlich 9282 Menschen, die unter diese Bezeichnung fallen. Das ist ein Anteil von 36,7 Prozent an der Gesamtanzahl der Düsseldorfer Arbeitslosen. Hinter jeder Zahl steckt ein Einzelschicksal, Menschen die aus Krankheit nicht arbeiten können oder die nach 35 Jahren Arbeit durch Automaten im Unternehmen ersetzt wurden. Um Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen wurden mehrere Programme entwickelt, eines davon sieht die Integration in einen sozialen Arbeitsmarkt vor.
Sozialer Arbeitsmarkt soll erweitertes Angebot schaffen
„Ein sozialer Arbeitsmarkt kann diesen Menschen durch eine dauerhafte, unbefristete Beschäftigung wieder eine Perspektive geben“, sagt Sigrid Wolf, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Düsseldorf. Die Idee dahinter ist, dass Langzeitarbeitslose gesellschaftlich relevante Tätigkeiten übernehmen, etwa in der Grünpflege, als Hausmeister, Sicherheitspersonal oder bei der Betreuung von Menschen. Auch im Bereich der Flüchtlingshilfe wären Stellen denkbar. Die Menschen würden dabei nicht in Konkurrenz mit aktuellen Dienstleistern stehen, „sondern würden ein zusätzliches Angebot schaffen und Kollegen in den Arbeitsbereichen entlasten“, so Thomas Ziegler vom DGB.
Arbeitslose können sich geregeltes Leben aufbauen
Die Stellen sollen aber nicht wie „1-Euro-Jobs“ durch eine kleine Aufwandsentschädigung bezahlt werden. „Es hängt von der Tätigkeit ab, die Menschen sollen mindestens nach Tarif bezahlt werden oder den Mindestlohn bekommen“, sagt Ziegler. Durch die öffentliche Förderung sollen Langzeitarbeitslose zurück in den Job-Alltag finden, sich ein geregeltes Leben aufbauen und, so das Ziel, irgendwann ohne staatliche Hilfe leben können. Passive Maßnahmen wie etwa Hartz IV sollen umgewandelt werden zu aktiven Maßnahmen, also Lohnkostenzuschüssen. Bundestagsabgeordneter Andreas Rimkus, Chef der Düsseldorfer SPD, hält es für sinnvoll, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren: „Menschen wollen nützlich sein. Statt einer Alimentierung sollten wir den Menschen doch lieber eine Arbeitsmaßnahme bieten.“
Gewinn für die gesamte Gesellschaft
Finanziert würde der soziale Arbeitsmarkt durch den Abfluss der Gelder aus „passiven“ Leistungen wie Arbeitslosengeld und Zuschüssen aus öffentlichen Geldern. Gerade in Zeiten wo der Staat an jeder Ecke spart und die „schwarze Null“ den Takt vorgibt, sträuben sich Kommunen, Länder und Bund bei der Finanzierung von Arbeitslosen. Doch Rimkus zeigt sich zuversichtlich: „Ein großer Teil der Gelder würde ja ohnehin in soziale Leistungen für Arbeitslose fließen. Zudem würde durch den sozialen Arbeitsmarkt die Konjunktur angekurbelt.“ Denn wer Lohn erhält konsumiert mehr, fährt zur Arbeit und nimmt weitere Dienstleistungen in Anspruch. „Zudem würde auch ein Teil des Lohns in die Rentenversicherung fließen“, so der Düsseldorfer SPD-Vorsitzende. Dadurch würde sich ein gesamtgesellschaftlicher Gewinn ergeben, der sich nicht nur in niedrigeren Arbeitslosenzahlen widerspiegelt.